Sommertagung des Beratungsnetzwerks Demokratie und Toleranz in Wismar

Gruppenfoto von neun Personen vor mehreren Roll-Ups mit den Logos der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern, des Landesprogramms „Demokratie und Toleranz gemeinsam stärken!“ sowie des Beratungsnetzwerks Demokratie und Toleranz. Die Teilnehmenden der Sommertagung stehen nebeneinander im Veranstaltungsraum, darunter Vertreterinnen aus Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung. Links im Bild ein Rednerinnenpult mit dem Namensschild „Birgit Hesse“. Alle Personen tragen Namensschilder, der Hintergrund ist geprägt von Holzpaneelen und Bannern der Veranstaltenden.

Am 3. Juli 2025 fand in Wismar die diesjährige Sommertagung des Landesnetzwerks „Demokratie und Toleranz gemeinsam stärken! statt. Rund 100 engagierte Teilnehmende aus ganz Mecklenburg-Vorpommern kamen im Zeughaus zusammen, um gemeinsam über Wege aus der Demokratieskepsis und hin zu mehr gesellschaftlicher Teilhabe zu diskutieren.

Ute Neumann (Landeskoordinierungsstelle Demokratie und Toleranz), Roswitha Bley (Leitung der Geschäftsstelle WIR. Erfolg braucht Vielfalt) und Dr. Eckhardt Schörle (Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern) eröffneten die Sommertagung 2025

Veranstaltet wurde die Tagung von der Landeskoordinierungsstelle für Demokratie und Toleranz in der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern und „WIR. Erfolg braucht Vielfalt“.

Birgit Hesse, Präsidentin des Landtages Mecklenburg-Vorpommern, eröffnete die Veranstaltung mit einem Grußwort. Für sie ist Demokratie nicht nur ein politisches System, sondern eine Haltung und ein tägliches Tun. „Demokratie ist der Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Aber sie lebt nur dann, wenn wir sie gemeinsam gestalten – wenn wir den Begriff mit Leben füllen.“ Der Satz „Demokratie leben“ sei für sie daher kein Slogan, sondern ein klarer Handlungsauftrag. Dabei verwies sie auch auf die Verantwortung politischer Institutionen und ihrer Repräsentant*innen: „Wir sind Vorbilder. Viele nehmen Demokratie als selbstverständlich hin – und das Meckern ist oft leichter geworden. Umso wichtiger ist es, dass wir zeigen, wie wertvoll und richtig Vielfalt ist – und dass wir uns klar abgrenzen von denen, die nicht demokratisch handeln.“ Hesse lobte insbesondere die Auswahl der Workshops, die sich mit Zielgruppen wie Frauen, Jugendlichen, Zugewanderten oder Menschen im ländlichen Raum beschäftigten: „Das entspricht genau dem, was wir brauchen. Politik braucht starke Frauen – darüber müssen wir noch viel mehr sprechen.“ Sie erinnerte an ein kürzliches Gespräch mit Angela Merkel, die dieser Aussage ausdrücklich zustimmte. Es brauche ein anderes gesellschaftliches Klima, in dem Frauen ermutigt und unterstützt würden, politische Verantwortung zu übernehmen.

Besonders am Herzen liege der Landtagspräsidentin die politische Bildung junger Menschen. Programme wie „Jugend debattiert“ oder Schulbesuche im Landtag seien aus ihrer Sicht echte „Sternstunden der Demokratie“. „Das macht Spaß – und es zeigt, wie wir junge Menschen für Politik begeistern können.“

Ihr Appell am Ende: „Ich möchte in keiner anderen Gesellschaft leben. Aber damit das so bleibt, müssen wir zeigen, was Demokratie leisten kann – und dass sie für uns alle da ist.“

Auch Sylvia Bartsch, Präsidentin der Bürgerschaft der Hansestadt Wismar, fand klare Worte: Beteiligung müsse nicht immer laut und spektakulär sein, oft beginne sie im Kleinen, in alltäglichen Gesprächen und Begegnungen, die Vertrauen und Verbindung schaffen. Die Sommertagung bot aus ihrer Sicht eine wichtige Gelegenheit, um miteinander ins Gespräch zu kommen, zuzuhören, voneinander zu lernen und neue Impulse mitzunehmen – für ein demokratisches Miteinander in ganz Mecklenburg-Vorpommern.

Wissenschaftliche Impulse und praxisnahe Diskussionen

Die Tagung verband fundierte wissenschaftliche Impulse mit konkreten Beispielen aus der Praxis. In seinem Vortrag „Unruhig bleiben: Demokratische Partizipation im Zeichen autoritärer Disruptionen“ ging Leon A. Brandt vom SOCLES International Centre for Socio-legal Studies auf aktuelle Herausforderungen für die Demokratie ein. Er machte deutlich, dass Beteiligung nicht allein Aufgabe von professionell Engagierten sein dürfe – vielmehr brauche es neue Brücken zwischen Staat und Zivilgesellschaft, getragen von gegenseitigem Vertrauen und echter Augenhöhe.

Dr. Nora Storz, Mitglied des wissenschaftlichen Stabs beim Sachverständigenrat für Integration und Migration, stellte zentrale Ergebnisse einer Studie zur politischen Teilhabe junger Menschen mit Zuwanderungsgeschichte vor. Sie benannte Hindernisse und strukturelle Ausschlüsse – und zeigte konkrete Handlungsempfehlungen auf, darunter den Ausbau politischer Bildung, die gezielte Förderung von Repräsentation sowie eine konsequente Antidiskriminierungsarbeit.

Austausch in Workshops

Im Anschluss hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in fünf thematischen Workshops intensiver mit Aspekten politischer Teilhabe auseinanderzusetzen. Diskutiert wurde u. a. die politische Beteiligung von Frauen, inklusive Beteiligungsformate für Menschen mit Behinderung, Partizipationsmöglichkeiten für Zugewanderte, die Stärkung von Mitwirkung junger Menschen sowie innovative Beteiligungsansätze in ländlichen Regionen.

Die Workshops zeigten: Teilhabe ist keine Selbstverständlichkeit – sie braucht Struktur, Offenheit und den Mut zum Mitgestalten.

Das Team vom Regionalzentrum für demokratische Kultur in Vorpommern stellte den politischen Frauenstammtisch als gelungenes Beispiel für politische Partizipation von Frauen in der Politik vor.

Ein starkes Netzwerk

Die Sommertagung ist ein zentrales jährliches Vernetzungstreffen für die zahlreichen Projekte, Beratungsstellen und Initiativen, die sich in Mecklenburg-Vorpommern für Demokratie und Toleranz einsetzen.

Von der Wissenschaft bis ins Ehrenamt: Die Vielfalt der Teilnehmenden unterstrich den breiten Schulterschluss für Demokratie, Teilhabe und Vielfalt.


Hintergrund:
Das Landesprogramm „Demokratie und Toleranz gemeinsam stärken!“, das 2006 vom Landtag MV beschlossen wurde, ist eine ressortübergreifende Strategie zur Förderung demokratischer Kultur und zur Bekämpfung von Rechtsextremismus, Rassismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Es wird finanziert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus, des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ sowie Landesmitteln. Die Landeskoordinierungsstelle für Demokratie und Toleranz ist bei der Landeszentrale für politische Bildung MV angesiedelt.

Kontakt
Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern
Landeskoordinierungsstelle Demokratie und Toleranz
Ute Neumann, Tel. 0385 58818963
Email: u.neumann(at)lpb.mv-regierung.de


Weitere Informationen:
www.beratungsnetzwerk-mv.de
www.lpb-mv.de